Ergänzung der Bebauung um 1950 (Ziegenweide)

Der nördliche Rand der Siedlung Nettelnburg, das knapp sieben Hektar große Gebiet zwischen Kienenhagen und Wehrdeich, war in den 1920er Jahren zunächst unbebaut geblieben. Hier lag die „Ziegenweide“ – ein unebenes und teilweise sumpfiges Gelände, das die Kinder der Siedlung als großen Spielplatz nutzten. Hier befand sich auch ein kleines Baggerloch, das im Sommer, neben dem „großen Bagger“ zwischen Kampbille und Bahndamm, als Badestelle diente.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges rückte das Gebiet wieder als Bauland in den Blick. Hier sollten mit Hilfe öffentlicher Fördergelder, privater Baudarlehen und erheblicher Eigenleistung weitere Kleinsiedlungshäuser entstehen.

Kinder auf der Ziegenweide, Foto: Otto Gerlich

Im November 1947 begannen die Erdarbeiten. Das Gelände musste zunächst aufgefüllt und erhöht werden. Trümmerschutt aus den zerstörten Hamburger Stadtteilen Rothenburgsort und Hamm wie auch Asche und diverse Abfälle aus Bergedorf und Umgebung dienten als Füllmaterial. Der Müll lockte die Ratten an, was das Spielen auf dem Gelände und das Baden im Baggerloch bald unmöglich machte.

Neue Straßen erschlossen das Gebiet. Der heutige Billgrabendeich war die „Hauptstraße“ des Neubaugebietes. Im Juni 1948 beauftragte die Genossenschaftsleitung den Nettelnburger Architekten Bruno Kage mit dem Projekt „Ziegenweide“. Kage entwickelte den zweckmäßigen und kostengünstigen Typ eines Doppelhauses. Eine Haushälfte verfügte über eine Wohnfläche von rund 60 qm. Dies galt als „ausreichend geräumig“ für eine fünf- bis sechsköpfige Familie.

Die Häuser waren aber im Dachgeschoss ausbaufähig und konnten bei Bedarf durch Anbauten erweitert werden. Im März 1950 wurde mit dem Bau der Häuser begonnen, im September bezogen die neuen Siedler die 15 Doppelhäuser des ersten Bauabschnittes. Bis Ende der 1950er Jahre folgten zwei weitere Bauabschnitte.

Insgesamt wurden auf dem Gelände der ehemaligen „Ziegenweide“ 36 Doppelhäuser und drei Einzelhäuser errichtet. Sie sind heute fast alle erheblich verändert.

(Text von Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf)