Ur-Siedlung

Nach einer von Amalie Schoppe tradierten Sage lebte zur Zeit der Kreuzzüge ein Familienzweig der Schauenburger auf einer „Nettelburg“.

Tatsächlich ist urkundlich belegt, dass die Gemarkung Nettelnburg bis 1307 zum Gebiet der Schauenburger und Stormarn gehörte. Der Flurname könnte sich daraus erklären, dass die Schauenburger ein Nessel- oder „Nettelblatt“ im Wappen hatten.

Im Jahr 1208 wird erstmals ein Wernherus de Netelenburg in einer Urkunde genannt. Die Nettelnburg lag damals auf stormanischem Gebiet und wird im Zuge der Eindeichung der Elbmarschen im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Über ihr Aussehen ist nichts überliefert. Vermutlich handelte es sich um einen Wehrturm, der von einem Wall umgeben war.

1307 verkauften die Schauenburger Grafen ihre „gutere Nettelenburg“ an das Kloster Reinbek. Mit der Auflösung des Klosters 1529 gelangte die Nettelnburg mit 72 Morgen Land in den Besitz des dänischen Königs und Herzogs von Schleswig und Holstein. Bald darauf dem Amt Reinbek unterstellt, wurden die Ländereien verpachtet.

Um 1580 bestand die „Nettelnborg“ bereits aus zwei nebeneinander errichteten Höfen. Es waren Bauernhäuser, wie wir sie noch heute im Landgebiet finden. 1724 verkaufte der Herzog von Holstein-Gottorf das landwirtschaftlich genutzte Gut und weitere Ländereien für 50.000 Reichstaler an die Stadt Hamburg.

Erst mit dem „Gottorfer Vergleich“ von 1768 ging die Nettelnburg endgültig als Staatsdomäne in das Eigentum der Freien Reichsstadt Hamburg über. Diese verpachtete die Ländereien, bis sie sich 1834 zum Verkauf entschloss. Der neue Eigentümer, Klaus Schaumann, setzte als erster Landwirt in der Marsch eine Dampfmaschine (Lokomobile) als Antrieb für seine Erntemaschinen ein.

Im Jahr 1894 brannte das Haupthaus der Nettelnburg, ab und wurde durch einen gründerzeitlichen Neubau ersetzt. 1899 erfolgte der Verkauf des Guts an das Frankfurter Bauunternehmen Philipp Holzmann, das hier zunächst eine Ziegelei errichten wollte. Nach jahrelangen Spekulationsgeschäften kam es 1920 zur Gründung der Sied lungsgenossenschaft.

Tatkräftig packten die neuen Siedler trotz widriger Verhältnisse an und bauten Straßen, Wege, Gräben und Häuser nach einheitlichen Vorgaben. Aus Bauernland wurde eine der größten geschlossenen ländlichen Siedlungen Norddeutschlands.

Die historische Villa von Philipp Holzmann, die zuletzt als Gaststätte und Hotel genutzt wurde, wurde 2011 trotz Protesten der Arbeitsgemeinschaft Nettelnburg abgerissen.

Die Weide, die der heutigen Straße Randersweide ihren Namen gab, wurde schon im späten Mittelalter als „Randes-Weide“ (Grenzweide) bezeichnet. Sie lag zwischen dem Schleusengraben und dem Gut Nettelnburg, wurde 1576 dem Amt Reinbek zugeteilt und kam erst im 18. Jahrhundert zurück an Hamburg. Ab 1834 war die Randersweide ein Teil des landwirtschaftlichen Gutes von Klaus Schaumann, bis schließlich 1921 die kurz zuvor gegründete Siedlungsgenossenschaft das Gelände erwerben konnte.

(Text aus Wikipedia und vom Kultur- und Geschichtskontor Bergedorf)

Karte der Ursiedlung von Nettelnburg. Auszug aus den alten Vahrendorf Karten

Karte der Ursiedlung von Nettelnburg. Auszug aus den alten Vahrendorf Karten